geb. 10. Oktober 1900, Sternenfels
verst. 23. März 1943, nahe Riga
Walter Stahlecker wird in Baden-Württemberg als Sohn eines evangelischen Pfarrers geboren. Nach dem Abitur studiert Stahlecker Rechtswissenschaften in Tübingen, wo er 1927 promoviert. Als Studierender schließt er sich 1919 dem Freiwilligenkorps an und bewegt sich in nationalen Kreisen. Angeblich ist er bereits 1921 Mitglied der NSDAP.
Noch während des Studiums schlägt Stahlecker in Baden-Württemberg die Beamtenlaufbahn ein. 1924 fängt er beim Amtsgericht Reutlingen als Referendar an. 1928 ist er Gerichtsassessor im Oberamt Ehingen, 1930 wird er zum Vorsitzenden des Arbeitsamts in Nagold bestellt. 1932 heiratet Stahlecker. Seine Frau Luise-Gabriele Freiin von Gueltlingen stammt aus einem schwäbischen Adelsgeschlecht.
Mit der Machtübernahme 1933 lässt sich Stahlecker seine Mitgliedschaft in der Partei und SS rückwirkend bestätigen. Er wechselt als Oberregierungsrat zur Vertretung Württembergs bei der Reichsregierung in Berlin. Er steht nun dem Württembergischen Politischen Landespolizeiamt als Stellvertreter, ab 1934 als dessen Leiter vor. Ab 1937 leitet er die Staatspolizei-Leitstelle Breslau.
Nach dem »Anschluss« 1938 wird Stahlecker zum Inspekteur der SIPO und des SD in Österreich ernannt und ist somit formeller Leiter der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien. Zu diesem Zweck verlegt er seinen Wohnsitz nach Wien 4., Schmöllerlgasse 3. Das wenige Schritte von den Dienststellen in der Theresianumgasse und Prinz-Eugen-Straße entfernte Haus gehört ebenfalls zum beschlagnahmten Vermögen der Familie Rothschild. Dessen Bewohner, ein bekannter Bankdirektor, wird aller Ämter enthoben; ihm gelingt die Flucht in die USA. Unter Stahlecker werden die sicherheitspolizeilichen Rahmenbedingungen für die Enteignung und Vertreibung der jüdischen Bevölkerung geschaffen. Als Zeichen der ehrgeizigen Umsetzung seiner Aufgaben erhält Stahlecker noch 1938 den Ehrendegen des Reichführers-SS und den Totenkopfring der SS.
Im Juni 1939 wird Stahlecker zum Befehlshaber der SIPO und des SD beim Reichsprotektor in Böhmen und Mähren befördert und beaufsichtigt von Prag aus die Enteignung und Deportation der dortigen jüdischen Bevölkerung. Ab Mai 1940 ist er in Norwegen eingesetzt, danach Ministerialrat im Auswärtigen Amt in Berlin. Als SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei kommandiert Stahlecker ab 1941 die Einsatzgruppe A, die im besetzten Osteuropa und im Baltikum für Massenexekutionen verantwortlich ist. Auf Stahleckers Befehl werden im Juli 1941 alle Synagogen, außer einer, in Riga niedergebrannt. Im Oktober 1941 meldet er nach Berlin die unter seinem Kommando erfolgte Tötung von fast 136.000 Menschen.
1942 wird Stahlecker nahe Riga im Einsatz gegen sowjetische Partisanen tödlich verwundet. Er verstirbt auf dem Transport nach Prag, wo seine Frau und vier Kinder leben.
Walter Stahlecker wird in Baden-Württemberg als Sohn eines evangelischen Pfarrers geboren.[1] Die Familie übersiedelt später nach Tübingen, wo der Vater eine Mädchenschule leitet. Nach dem Abitur studiert Stahlecker Rechtswissenschaften in Tübingen, wo er 1927 zu Fragen des staatlichen Fürsorgerechts promoviert. Als Studierender schließt er sich 1919 dem Freiwilligenkorps an und bewegt sich in nationalen Kreisen.[2] Angeblich ist er bereits 1921 Mitglied der NSDAP.
Noch während des Studiums schlägt Stahlecker in Baden-Württemberg die Beamtenlaufbahn ein. 1924 fängt er beim Amtsgericht Reutlingen als Referendar an. 1928 ist er Gerichtsassessor im Oberamt Ehingen, 1930 wird er zum Vorsitzenden des Arbeitsamts in Nagold bestellt.[3] 1932 heiratet Stahlecker. Seine Frau Luise-Gabriele Freiin von Gueltlingen stammt aus einem schwäbischen Adelsgeschlecht.[4]
Mit der Machtübernahme 1933 lässt sich Stahlecker seine Mitgliedschaft in der Partei und SS rückwirkend bestätigen. Er wechselt als Oberregierungsrat zur Vertretung Württembergs bei der Reichsregierung in Berlin. Er steht nun dem Württembergischen Politischen Landespolizeiamt als Stellvertreter, ab 1934 als dessen Leiter vor.[5] Ab 1937 leitet er die Staatspolizei-Leitstelle Breslau.
Nach dem „Anschluss“ 1938 wird Stahlecker zum Inspekteur der SIPO und des SD in Österreich ernannt und ist somit formeller Leiter der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien. Zu diesem Zweck verlegt er seinen Wohnsitz nach Wien, 4., Wieden, Schmöllerlgasse 3.[6] Das wenige Schritte von den Dienststellen in der Theresianumgasse und Prinz-Eugen-Straße entfernte Haus gehört ebenfalls zum beschlagnahmten Vermögen der Familie Rothschild.[7] Dessen Bewohner, ein bekannter Bankdirektor, wird aller Ämter enthoben; ihm gelingt die Flucht in die USA.[8] Unter Stahlecker werden die sicherheitspolizeilichen Rahmenbedingungen für die Enteignung und Vertreibung der jüdischen Bevölkerung geschaffen. Als Zeichen der ehrgeizigen Umsetzung seiner Aufgaben erhält Stahlecker noch 1938 den Ehrendegen des Reichführers-SS und den Totenkopfring der SS.[9]
Im Juni 1939 wird Stahlecker zum Befehlshaber der SIPO und des SD beim Reichsprotektor in Böhmen und Mähren befördert[10] und beaufsichtigt von Prag aus die Enteignung und Deportation der dortigen jüdischen Bevölkerung. Ab Mai 1940 ist er in Norwegen eingesetzt, danach Ministerialrat im Auswärtigen Amt in Berlin. Als SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei kommandiert Stahlecker ab 1941 die Einsatzgruppe A, die im besetzten Osteuropa und im Baltikum für Massenexekutionen verantwortlich ist. Auf Stahleckers Befehl werden im Juli 1941 alle Synagogen, außer einer, in Riga niedergebrannt. Im Oktober 1941 meldet er nach Berlin die unter seinem Kommando erfolgte Tötung von fast 136.000 Menschen.[11]
[1] Eltern: Eugen Stahlecker und Anna Zaiser.
[2] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen NSDAP, Parteikorrespondenz, Sign. R 9361-II/964699, fol. 1368–1372. Gauleitung Württemberg-Hohenzollern an Braunes Haus, 28.7.1934.
[3] BArch Berlin, Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung, Sign. R 3903/10354, fol. 1–2. Personalnachweis.
[4] Luise-Gabriele geb. Freiin von Gueltlingen, 28.3.1910, Stuttgart; verh. (1) Stahlecker, 1932, (2) Bittelmann, 1946. Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. 65, 123.
[5] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen NSDAP, Parteikorrespondenz, Sign. R 9361-II/964699, fol. 1368–1372. Gauleitung Württemberg-Hohenzollern an Braunes Haus, 28.7.1934.
[6] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 150.407. Ummeldung.
[7] Grundbuch, KG Wieden, EZ 739.
[8] Dr. jur. Max Sokal, Bankier, geb. 26.8.1887, Wien, verst. 9.7.1972, Miami. Bis 1938 Direktor des Wiener Giro- und Cassen-Vereins.
[9] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 150.407. Kartei.
[10] WStLA, Gauakten, A1, Personalakten des Gaues Wien.
[11] Trial of the Major War Criminals before the International Military Tribunal, Bd. XXXVII, 670–711. Document 180-L, Report by SS-Brigadeführer Walter Stahlecker, 15.10.1941.
[12] Todesanzeige, Völkischer Beobachter, 28.3.1942, 5; SS Brigadeführer Dr. Stahlecker gefallen, Völkischer Beobachter, 29.3.1942, 7; SS-Brigadeführer Dr. Walter Stahlecker seinen Verwundungen erlegen, Znaimer Tagblatt, 30.3.1942, 2.