geb. 19. April 1909, Wien
verst. 11. September 1985, Gmunden
Oskar Senger wächst in Wien-Hetzendorf auf. Sowohl Vater als auch Großvater sind Oberlehrer. Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule absolviert Senger eine private Elektro- und Maschinenbauschule. 1925, als 16-Jähriger, stößt er in Hetzendorf zur HJ. 1929 tritt Senger in das Bundesheer ein. Wenig später, 1930, schließt er sich der NSDAP und dem NS-Soldatenring an. 1931 bricht Senger die sechsjährige Dienstpflicht vorzeitig ab. Der Versuch, sich gemeinsam mit seinem Bruder mit einem Transportunternehmen selbstständig zu machen, scheitert. Er zieht deshalb 1932 zu den Eltern nach Ulrichskirchen, wo sein pensionierter Vater als Gemeindesekretär arbeitet. Hier initiiert er die Gründung der örtlichen SA. Weiters ist er im Deutschen Turnerbund sowie in der Deutschen Arbeitsfront und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt aktiv.
1934 sitzt Senger wegen illegaler Betätigung drei Haftstrafen ab. Es folgen längere Zeiten der Arbeitslosigkeit. Schließlich findet er eine Stelle bei einem Postamt in Wien 2., wird aber im Februar 1938 wegen nationalsozialistischer Betätigung fristlos entlassen. Nach dem »Anschluss« wird Senger nicht nur wieder eingestellt, sondern in Anerkennung seiner Verdienste in der Verbotszeit in die Postdirektion befördert. Kurz vor Weihnachten 1938 heiratet Senger in Mistelbach. Seine Braut Margarethe, genannt Grete, Leyerer ist Schneiderin und ebenfalls Parteigenossin. Das Paar bezieht ein unweit der Eltern gelegenes Einfamilienhaus in Wolkersdorf, von wo aus Senger nach Wien zur Arbeit einpendelt.
Im Jänner 1939 erhält Senger eine Anstellung bei der Zentralstelle für jüdische Auswanderung, wo er zu Beginn als Materialverwalter arbeitet. Später, im Zuge der Massendeportationen, wird er bei den »Kommissionierungen« als Kassier eingesetzt. In dieser Funktion nimmt er den zu Deportierenden Geld und Vermögenswerte ab. Zeugen beschreiben ihn als fanatischen Antisemiten, der seine Opfer mit Schlägen und Beschimpfungen quält. Mitte 1941 übersiedelt Senger mit Frau und Kind in die Beletage eines »arisierten« Wohnhauses in Wien 3., Reisnerstraße 38. Der Hausherr ist Mitbesitzer des Ronacher-Theaters. Ihn wirft Senger persönlich aus der Wohnung, requiriert dessen Möbel und sorgt letztlich für dessen Deportation nach Łódź.
Anfang 1942 erfolgt Sengers Versetzung in das KZ Theresienstadt. Hier will Senger im Verwaltungsdienst mit der Büromaterialbeschaffung und Lohnverrechnung beschäftigt gewesen sein, wobei er behauptet, man habe ihn nach wenigen Wochen fristlos entlassen. Danach arbeitet Senger in den Flugmotorenwerken Ostmark, die zur Gruppe Steyr-Daimler-Puch gehören und Tausende Zwangsarbeiter aus dem KZ Mauthausen beschäftigen. Er ist als Sachbearbeiter für Luftschutz und als Betriebsassistent in der Werkstoffprüfung eingesetzt.
Senger setzt sich 1945 mit seiner Familie nach Gmunden ab, wo er im Herbst 1946 verhaftet wird. Er behauptet, bereits 1939 aus der Zentralstelle ausgetreten zu sein, muss diese Falschaussage aber bald revidieren. Im Juni 1948 spricht das Volksgericht Senger schuldig, Handlungen aus besonders verwerflicher Gesinnung, politischer Gehässigkeit und unter Ausnützung dienstlicher Gewalt gesetzt zu haben. Er wird wegen Verbrechen des Hochverrates, der Quälerei und Misshandlung, der Verletzung der Menschlichkeit und der Menschenwürde, der missbräuchlichen Bereicherung und der versuchten Denunziation zu fünf Jahren schweren Kerkers verurteilt sowie zum Verfall des gesamten Vermögens. Er wird bereits im Herbst 1950 bedingt entlassen. Im Sommer 1955 holt das Ehepaar Senger die kirchliche Trauung nach und erneuert ihr Eheversprechen.
Oskar Senger wächst in Wien-Hetzendorf auf.[1] Sowohl Vater als auch Großvater sind Oberlehrer.[2] Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule absolviert Senger eine private Elektro- und Maschinenbauschule in Wien, 6., Mariahilf.[3] 1925, als 16-Jähriger, stößt er in Hetzendorf zur HJ.[4] 1929 tritt Senger in das Bundesheer ein. Wenig später, 1930, schließt er sich der NSDAP und dem NS-Soldatenring an.[5] 1931 bricht Senger die sechsjährige Dienstpflicht vorzeitig ab.[6] Der Versuch, sich gemeinsam mit seinem Bruder mit einem Transportunternehmen selbstständig zu machen, scheitert. Er zieht deshalb 1932 zu den Eltern nach Ulrichskirchen, wo sein pensionierter Vater als Gemeindesekretär arbeitet.[7] Hier initiiert er die Gründung der örtlichen SA.[8] Weiters ist er im Deutschen Turnerbund aktiv sowie in der Deutschen Arbeitsfront und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt.[9]
1934 sitzt Senger wegen illegaler Betätigung drei Haftstrafen ab. Es folgen längere Zeiten der Arbeitslosigkeit. Schließlich findet er eine Stelle bei einem Postamt in Wien, 2., Leopoldstadt, wird aber im Februar 1938 wegen nationalsozialistischer Betätigung fristlos entlassen.[10] Nach dem „Anschluss“ wird Senger nicht nur wieder eingestellt, sondern in Anerkennung seiner Verdienste in der Verbotszeit in die Postdirektion befördert.[11] Kurz vor Weihnachten 1938 heiratet Senger in Mistelbach.[12] Seine Braut Margarethe, genannt Grete, Leyerer[13] ist Schneiderin und ebenfalls Parteigenossin.[14] Das Paar bezieht ein unweit der Eltern gelegenes Einfamilienhaus in Wolkersdorf, von wo aus Senger nach Wien zur Arbeit einpendelt.
Im Jänner 1939 erhält Senger eine Anstellung bei der Zentralstelle für jüdische Auswanderung, wo er zu Beginn als Materialverwalter arbeitet. Später, im Zuge der Massendeportationen, wird Senger bei den „Kommissionierungen“ als Kassier eingesetzt.[15] In dieser Funktion nimmt er den zu Deportierenden Geld und Vermögenswerte ab. Zeugen beschreiben ihn als fanatischen Antisemiten, der seine Opfer mit Schlägen und Beschimpfungen quält.[16] Mitte 1941 übersiedelt Senger mit Frau und Kind in die Beletage eines „arisierten“ Wohnhauses in Wien, 3., Landstraße, Reisnerstraße 38.[17] Der Hausherr, der hier mit seiner Familie wohnt, ist Mitbesitzer des RonacherTheaters.[18] Ihn wirft Senger persönlich aus der Wohnung, requiriert dessen Möbel und sorgt letztlich für dessen Deportation nach Łódź.[19]
Anfang 1942 erfolgt Sengers Versetzung in das KZ Theresienstadt.[20] Hier will Senger im Verwaltungsdienst mit der Büromaterialbeschaffung und Lohnverrechnung beschäftigt gewesen sein, wobei er behauptet, man habe ihn nach wenigen Wochen fristlos entlassen.[21] Von Mitte 1942 bis 1944 arbeitet Senger in den Flugmotorenwerken Ostmark, die zur Gruppe Steyr-Daimler-Puch gehören und Tausende Zwangsarbeiter aus dem KZ Mauthausen beschäftigen.[22] Er ist als Sachbearbeiter für Luftschutz und als Betriebsassistent in der Werkstoffprüfung eingesetzt.[23]
[1] Pfarre r. k. Hetzendorf, Taufbuch, Bd. 07, vol. 116. Eltern: Ferdinand Senger, Emma Jarosch.
[2] Pfarre r. k. St. Karl Borromaeus, Trauungsbuch, Bd. 18, fol. 191.
[3] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 1643/47, fol. 207–239. Hauptverhandlung, 11.6.1948.
[4] Ebd., fol. 53. Antrag auf Erwerb der Dienstauszeichnung der NSDAP, 14.11.1939.
[5] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 179.013, Personal-Fragebogen.
[6] ÖStA, AdR, BMLV 1. Rep., GBBl. 62931.
[7] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 1643/47, fol. 207–239. Hauptverhandlung, 11.6.1948.
[8] WStLA, MA119, A42, NS-Registrierung, Zl. 482; WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 1643/47, fol. 9. BMI, 9.9.1946.
[9] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 179.013. Politische Beurteilung.
[10] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 1643/47, fol. 31–33. Vernehmung des Beschuldigten Oskar Senger, 31.10.1946.
[11] Ebd., fol. 207–239. Hauptverhandlung, 11.6.1948. Vgl.: Ehrenbuch der nationalsozialistischen Rebellen der ehemals österreichischen Post, Wien 1938.
[12] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen SS und SA, Sign. R 9361-III/192850. Kleine SS-Ahnentafel.
[13] Margarethe Senger geb. Leyerer, 2.4.1907, Strelitz bei Brünn (heute: Střelice).
[14] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 179.013. Mitgliedschaftswesen.
[15] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 1643/47, fol. 71–73. Zeugenvernehmung Bruno Feyer, 11.4.1947.
[16] Ebd., unfol. Hermann Kohaut an LGfSS, 28.3.1947.
[17] Grundbuch, KG Landstraße, EZ 1284.
[18] Komm. Rat Samuel Schöngut, geb. 9.3.1872, Przytkowice, dept. 2.11.1941, Ghetto Łódź. DÖW, Opferdatenbank.
[19] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 1643/47, fol. 35–38. Zeugenvernehmung Adolf Glücksmann, 26.3.1947.
[20] Ebd., fol. 33a. Vernehmung des Beschuldigten Oskar Senger, 7.12.1946.
[21] Ebd., fol. 33b. Vernehmung des Beschuldigten Oskar Senger, 24.6.1947.
[22] Reinhard Engel und Joana Radzyner, Sklavenarbeit unterm Hakenkreuz, Wien 1999, 148–150.
[23] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 1643/47, fol. 33b. Vernehmung des Beschuldigten Oskar Senger, 26.6.1947.
[24] Ebd., fol. 7. Nationale, 29.10.1946.
[25] Ebd., fol. 33a. Vernehmung des Beschuldigten Oskar Senger, 31.10.1946.
[26] Ebd., fol. 241–249. Urteil, 12.6.1948.
[27] Ebd., fol. 313. Endgültige Entlassung, 26.9.1950.
[28] Pfarre r. k. Attnang-Puchheim, Trauung Zl. 307/55