geb. 25. Dezember 1912, Wien
verst. 27. März 1998, Dornbirn
Rudolf Melichar wird in Wien-Favoriten geboren. Beide Eltern stammen ursprünglich aus Südböhmen. Der Vater, von Beruf Schlafwagenschaffner, fällt 1914 im Ersten Weltkrieg. Die jung verwitwete Mutter arbeitet als Näherin. Melichar wächst in Währing auf. Nach der Bürgerschule absolviert er eine Feinmechanikerlehre, verliert aber 1932, wenige Monate nach der Gesellenprüfung, seine Stelle. Während der Arbeitslosigkeit besucht Melichar die technische Fortbildungsschule in der Mollardgasse. Seine Freizeit verbringt der begeisterte Amateurfotograf im Wiener Lichtbildner-Klub.
Anfang der 1930er-Jahre ist Melichar in der Metallarbeitergewerkschaft organisiert. Nach den Februarkämpfen 1934 wechselt er die Fronten. Er schließt sich der illegalen NSDAP und SS-Standarte 11 an. Anfang 1937 tritt Melichar in das österreichische Bundesheer ein, wo er in der Luftwaffe dient und eine Ausbildung zum Bildberichterstatter macht. Während seiner Ausbildung in der Kaserne von Wiener Neustadt lernt er Leopoldine, genannt Poldi, Ofenböck kennen, die unweit von dort im Schlossheurigen in Katzelsdorf arbeitet.
Nach dem »Anschluss« scheidet Melichar aus dem Militär aus und bewirbt sich im Herbst 1938 als Fotograf bei der neu gegründeten Zentralstelle für jüdische Auswanderung. Zu seinen Aufgaben gehört die Aufsicht über Aufnahmen und Ausarbeitung von erkennungsdienstlichen Fotos für die Auswandererfragebögen. Gleichzeitig bekommt er den Zuschlag für eine neu errichtete Gemeindewohnung in Wien 2.
Melichar holt seine Freundin aus Katzelsdorf nach. Nachdem sie einen Stenografiekurs besucht, gelingt es Melichar, ihr eine Stelle als Bürokraft in der Zentralstelle zu vermitteln. Im August 1939 lässt sich Melichar zur Wehrmacht versetzen. Er gehört zu jenen Truppen, die sich an der Grenze zu Polen massiv positionieren. Bei dem darauffolgenden Überfall auf Polen im September 1939 wird er gleich verwundet. Im Oktober heiratet das Paar.
Während der Kriegsjahre ist Melichar als Fotograf einer Propagandakompanie der deutschen Luftwaffe eingerückt, zuletzt im Rang eines Leutnants. Im Dienst der ideologischen Kriegsführung schickt er Fotoberichte aus dem besetzten Europa. Leopoldine Melichar bleibt indessen in der Zentralstelle, bis sie im Sommer 1942 eine Tochter zur Welt bringt. Kurz danach übersiedelt die Familie in eine Mezzanin-Wohnung in Wien 9., Müllnergasse 3, die bis dahin von der Zentralstelle als jüdische Sammelwohnung verwendet wurde. 1944 trennt sich Leopoldine Melichar von ihrem Mann und zieht mit dem Kind zurück nach Katzeldorf. Die Ehe wird bald darauf geschieden.
1945 übergibt Melichar die Wiener Wohnung an einen Schulfreund. Er selbst setzt sich mit seiner zweiten, aus Chemnitz stammenden Frau Anneliese nach Vorarlberg ab. Das Paar verbringt ein Jahr bei Bauern im Bregenzerwald, bevor es sich in Dornbirn niederlässt. Melichar unterlässt die gesetzliche Registrierung als ehemaliger Nationalsozialist, da ihm als »Alter Kämpfer« der Hochverratsprozess droht. Auf der Heimreise von einem Besuch in Wien wird Melichar im August 1947 in Landeck verhaftet. Er wird vom Volksgericht Innsbruck wegen Nichtregistrierung schuldig gesprochen, muss sich aber nicht wegen Illegalität verantworten. Melichar arbeitet anfangs als Kameramann, später in einer Eisenwarenhandlung und schließlich als Vertreter für technische Artikel. Er bleibt in Vorarlberg sesshaft und gründet eine zweite Familie.
Rudolf Melichar wird in Wien, 10., Favoriten geboren.[1] Beide Eltern stammen ursprünglich aus Südböhmen. Der Vater, von Beruf Schlafwagenschaffner, fällt 1914 im Ersten Weltkrieg.[2] Die jung verwitwete Mutter arbeitet als Näherin. Melichar wächst in Wien, 18., Währing auf. Nach der Bürgerschule absolviert er eine Feinmechanikerlehre, verliert aber 1932, wenige Monate nach der Gesellenprüfung, seine Stelle. Während der Arbeitslosigkeit besucht Melichar die technische Fortbildungsschule in der Mollardgasse.[3] Seine Freizeit verbringt der begeisterte Amateurfotograf im Wiener Lichtbildner-Klub.[4]
Anfang der 1930er-Jahre ist Melichar in der Metallarbeitergewerkschaft organisiert. Nach den Februarkämpfen 1934 wechselt er die Fronten. Er schließt sich der illegalen NSDAP und SS-Standarte 11 an.[5] Anfang 1937 tritt Melichar in das österreichische Bundesheer ein, wo er in der Luftwaffe dient und eine Ausbildung zum Bildberichterstatter macht. Während seiner Ausbildung in der Kaserne von Wiener Neustadt lernt er Leopoldine, genannt Poldi, Ofenböck kennen,[6] die unweit von dort im Schlossheurigen in Katzelsdorf arbeitet.
Nach dem „Anschluss“ scheidet Melichar aus dem Militär aus und bewirbt sich im Herbst 1938 als Fotograf bei der neu gegründeten Zentralstelle für jüdische Auswanderung. Zu seinen Aufgaben gehört die Aufsicht über Aufnahmen und die Ausarbeitung von erkennungsdienstlichen Fotos für die Auswandererfragebögen. Gleichzeitig bekommt er den Zuschlag für eine neu errichtete Gemeindewohnung in Wien, 2., Leopoldstadt.
Melichar holt seine Freundin aus Katzelsdorf nach, wobei sie vorerst bei seiner Mutter in Währing wohnt und als Köchin in einem Privathaushalt arbeitet. Nachdem sie einen Stenografiekurs besucht, gelingt es Melichar, ihr eine Stelle als Bürokraft in der Zentralstelle für jüdische Auswanderung zu vermitteln. Im August 1939 lässt sich Melichar zur Wehrmacht versetzen. Er gehört zu jenen Truppen, die sich an der Grenze zu Polen massiv positionieren. Bei dem darauffolgenden Überfall auf Polen im September 1939 wird er gleich verwundet. Im Oktober heiratet das Paar.[7]
Während der Kriegsjahre ist Melichar als Fotograf einer Propagandakompanie der deutschen Luftwaffe eingerückt, zuletzt im Rang eines Leutnants. Im Dienst der ideologischen Kriegsführung schickt er Fotoberichte aus dem besetzten Europa.[8] Leopoldine Melichar bleibt indessen in der Zentralstelle, bis sie im Sommer 1942 eine Tochter zur Welt bringt. Kurz danach übersiedelt die Familie in eine Mezzanin-Wohnung in Wien, 9., Alsergrund, Müllnergasse 3, die bis dahin von der Zentralstelle als jüdische Sammelwohnung verwendet wurde.[9] 1944 trennt sich Leopoldine Melichar von ihrem Mann und zieht mit dem Kind zurück nach Katzeldorf. Die Ehe wird bald darauf geschieden.[10]
[1] Pfarre r. k. St. Johann Evangelist, Taufbuch, Bd. 58, fol. 369. Eltern: Rudolf Melichar, Barbara geb. Strohmayer (auch: Strohmeier).
[2] K. u. k. Kriegsministerium, Verlustliste, 4.11.1914, 23.
[3] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen SS und SA, Sign. R 9361-III/130549. Lebenslauf.
[4] Vgl. Deutscher Kamera-Almanach, 1930, 225.
[5] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 37.300. Personal-Fragebogen, 20.9.1938.
[6] Leopoldine geb. Ofenböck, 28.4.1915, Katzelsdorf an der Leitha, verst. 5.12.1990, Neunkirchen; verh. (1) Melichar, 1939, (2) Ebhart, 1952.
[7] WStLA, Standesamt Währing, Familienbuch, Zl. 1125/39.
[8] Agentur Karl Höffkes, Film und Foto-Archiv, Material Nr. 2826. Frankreich Westfeldzug,
[9] IKG Archiv. Hausliste Müllnergasse 3 [1941/1942].
[10] WStLA, LGfZRS, Zl. 9 Cg 254/44.
[11] ÖStA, KA, NL 2459, Tagebuch, Karton 1, Obj. 7. Tagebuch, Eintrag 1947.
[12] Auskunft des Sohnes, 17.1.2023.
[13] Vgl. Renate Standhartinger, Die bunten Damen von Josef Hofer, in: Montfort: Vierteljahresschrift für Geschichte und Gegenwartskunde Vorarlbergs, Bd. 58/59 (2006), 237–241.