geb. 28. April 1909, Göllersdorf
verst. 26. Juni 1946, Gefängnis Praz-Pangratz (Suizid)
Anton Zita wächst im Waldviertel als eines von vier Geschwistern auf. Sein Vater ist Schuhmacher und Kriegsinvalide. Als begeisterter Sportler tritt Zita bereits als Kind in den Deutschen Turnerbund ein und übt sich als Jugendlicher im paramilitärischen Wehrturnen. Nach Absolvierung einer zweijährigen Gewerbeschule als Tischler ist Zita ein Jahr als Geselle beschäftigt, dann zwei Jahre arbeitslos.
Seine Freundin Anna Smrt ist Tochter eines Ziegelarbeiters aus Siebenhirten. 1928 bringt sie knapp 17-jährig eine Tochter zur Welt. Im folgenden Jahr heiratet das Paar. Die junge Familie übersiedelt nach Wien, wo 1930 eine zweite Tochter geboren wird.
Arbeit erhält Zita als Haustischler in der Zentrale der Vereinigten Putzereien und Färbereien Haas & Sickenberg. Wohnung und Nebenverdienst finden sich in Wien-Meidling, wo Zitas Arbeitgeber eine Firmenniederlassung betreibt und ihn als Hausbesorger einstellt. Seine Freizeit verbringt er im Meidlinger Turnerbund. Mitte 1934 tritt Zita der NSDAP bei; im Herbst 1936 wird er Mitglied der SS-Standarte 11. Nachdem er Ende 1937 erneut arbeitslos wird, bemüht sich Zita gleich nach dem »Anschluss« um eine Anstellung im öffentlichen Dienst. Seine Aufnahme in den Wachdienst der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien bedeutet den beruflichen und sozialen Aufstieg.
Hauptaufgabe der SS-Wachmänner ist die Ordnung des Parteienverkehrs. Es gilt, täglich Hunderte Menschen nach dem Fließbandsystem durch die einzelnen Abteilungen zu schleusen. Im Herbst 1939 ist Zita Mitglied der SS-Delegation nach Nisko am San. 1940 bis 1941 steht er dem »Umschulungslager« Sandhof als Lagerführer vor. Nach Wien zurückgekehrt, übernimmt Zita die Leitung des Sammellagers in der Kleinen Sperlgasse, wo Transporte für die Deportationen aus Wien zusammengestellt werden. Zita gehört somit zum Schlüsselpersonal der Zentralstelle.
Eichmann zählt auf verlässliche Schläger wie ihn, um die Auslöschung jüdischer Gemeinden im besetzten Europa voranzutreiben. Zita wird zunächst in Prag stationiert. Unter der Leitung von Brunner I, um 1942, ist Zita mit der Beraubung und Deportation von Jüdinnen und Juden aus Thessaloniki betraut, 1944 beteiligt er sich an Deportationen aus Frankreich. Im Herbst 1944 kehrt er zum Auswanderungsfonds für Böhmen und Mähren zurück. Zitas Eifer wird belohnt: Bereits 1939 erhält er den Zuschlag für eine Wohnung in Wien 2., Perinetgasse 4, 1942 in Wien 18., Währinger Gürtel 135. Die helle Wohnung gleich neben dem alten jüdischen Friedhof bietet Platz für Familienzuwachs.
Von seinem letzten Einsatzort Prag setzt sich Zita im Mai 1945 in Richtung Österreich ab. Er wird verhaftet und noch 1945 an die Tschechoslowakei ausgeliefert, wo er als Kriegsverbrecher mit der Todesstrafe zu rechnen hat. Er entzieht sich der Gerichtsbarkeit durch Suizid.
Anton Zita wächst in Göllersdorf nahe Hollabrunn im Waldviertel als eines von vier Geschwistern auf.[1] Sein Vater ist Schuhmacher und Kriegsinvalide. Als begeisterter Sportler tritt Zita bereits als Kind in den Deutschen Turnerbund ein und übt sich als Jugendlicher im paramilitärischen Wehrturnen. Nach Absolvierung einer zweijährigen Gewerbeschule als Tischler ist Zita ein Jahr als Geselle beschäftigt, dann zwei Jahre arbeitslos.[2]
Seine Freundin Anna Smrt ist Tochter eines Ziegelarbeiters aus Siebenhirten.[3] 1928 bringt sie knapp 17-jährig eine Tochter zur Welt. Im folgenden Jahr heiratet das Paar,[4] wobei beide Brautleute noch als minderjährig gelten. Die junge Familie übersiedelt nach Wien, wo 1930 eine zweite Tochter geboren wird.
Arbeit erhält Zita als Haustischler in der Zentrale der Vereinigten Putzereien und Färbereien Haas & Sickenberg. Wohnung und Nebenverdienst finden sich in Wien, 12., Meidling, wo Zitas Arbeitgeber eine Firmenniederlassung betreibt und ihn als Hausbesorger einstellt.[5] Seine Freizeit verbringt er im Meidlinger Turnerbund. Mitte 1934 tritt Zita der NSDAP bei; im Herbst 1936 wird er Mitglied der SS-Standarte 11.[6] Nachdem er Ende 1937 erneut arbeitslos wird, bemüht sich Zita gleich nach dem „Anschluss“ um eine Anstellung im öffentlichen Dienst.[7] Seine Aufnahme in den Wachdienst der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien bedeutet den beruflichen und sozialen Aufstieg.
Hauptaufgabe der SS-Wachmänner ist die Ordnung des Parteienverkehrs. Es gilt, täglich Hunderte Menschen nach dem Fließbandsystem durch die einzelnen Abteilungen zu schleusen. Im Herbst 1939 ist Zita Mitglied der SS-Delegation nach Nisko am San. 1940 bis 1941 steht er dem „Umschulungslager“ Sandhof als Lagerführer vor. Nach Wien zurückgekehrt, übernimmt Zita die Leitung des Sammellagers in der Kleinen Sperlgasse, wo Transporte für die Deportationen aus Wien zusammengestellt werden. Zita gehört somit zum Schlüsselpersonal der Zentralstelle.[8]
Eichmann zählt auf verlässliche Schläger wie ihn, um die Auslöschung jüdischer Gemeinden im besetzten Europa voranzutreiben. Zita wird zunächst in Prag stationiert.[9] Unter der Leitung von Brunner I, um 1942, ist Zita mit der Beraubung und Deportation von Jüdinnen und Juden aus Thessaloniki betraut,[10] 1944 beteiligt er sich an Deportationen aus Frankreich. Im Herbst 1944 kehrt er zum Auswanderungsfonds für Böhmen und Mähren zurück. Zitas Eifer wird belohnt: Bereits 1939 erhält er den Zuschlag für eine Wohnung in Wien 2., Perinetgasse 4, 1942 in Wien 18., Währinger Gürtel 135.[11] Die helle Wohnung gleich neben dem alten jüdischen Friedhof bietet Platz für Familienzuwachs.
Von seinem letzten Einsatzort Prag setzt sich Zita im Mai 1945 in Richtung Österreich ab. Er wird verhaftet und noch 1945 an die Tschechoslowakei ausgeliefert, wo er als Kriegsverbrecher mit der Todesstrafe zu rechnen hat. Er entzieht sich der Gerichtsbarkeit durch Suizid.[12]
[1] Pfarre r. k. Göllersdorf, Taufbuch, Bd. 12, fol. 163. Eltern: Emil Zita, Theresia geb. Simon.
[2] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 308876. Lebenslauf.
[3] Anna geb. Smrt, 28.10.1911, Siebenhirten, verst. 16.12.1984, Wien; verh. (1) Zita, (2) Brandl.
[4] Pfarre r. k. Siebenhirten, Taufbuch, Bd. 8, fol. 77.
[5] Lehmanns Wohnungsanzeiger, 1935.
[6] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 308.876. Fragebogen.
[7] Ebd.
[8] Siehe: Markus Brosch, Täter – die Mitarbeiter der Wiener „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“, in: Dieter J. Hecht/Michaela Raggam-Blesch/Heidemarie Uhl (Hg.), Letzte Orte: Die Wiener Sammellager und die Deportationen 1941/42, Wien 2019, 137–149.
[9] WStLA, Historische Meldedaten.
[10] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 183/53, fol. 159–164. Vernehmung des Beschuldigten Alfred Slawik, 20.11.1953.
[11] WStLA, Historische Meldedaten.
[12] SOAP, Mimořádný lidový soud, Zl. LS 1226/46.