geb. 21. Dezember 1920, Weisskirchen an der Traun
verst. 12. Mai 2014, Massachusetts[1]
Emilie Lukasch stammt aus Oberösterreich. Ihr Vater arbeitet als Buchhalter in Schwertberg, später in Wels; der Großvater ist langdienender Beamter in der dortigen Stadtverwaltung. Nach der Pflichtschule besucht Emilie Lukasch eine zweijährige Handelsschule; ihre Freizeit verbringt sie als Sportschwimmerin. 1936 folgt ein fast zweijähriger Aufenthalt auf der Insel Jersey. Emilie und ihre zwei älteren Schwestern arbeiten dort bei einer britischen Familie im Haushalt, ehe sie im Sommer 1938 nach Wels zurückkehren.
Ein Freund, der bei der SS ist, vermittelt Emilie Lukasch ihre erste Stelle als Stenotypistin in der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien. Sie mietet ein Zimmer auf der Wieden, in Gehdistanz zu ihrem Arbeitsplatz. Die junge Berufseinsteigerin, die ihre Maschinschreibkenntnisse in Abendkursen verbessert, fasst bald Fuß. 1939 wechselt sie in die Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Prag; danach kommt sie nach Berlin an das RSHA. Dort wird sie als Schreibkraft für Adolf Eichmann eingeteilt, den sie noch Jahre später als angenehmen, nahbaren Chef beschreiben wird.
1942 muss Emilie Lukasch aus gesundheitlichen Gründen freigestellt werden. Nach längerem Krankenstand wird sie nach Łódź in die Umwandererzentralstelle, genannt UWZ, entsendet. Von hier aus koordiniert der SD die Umsiedlung von »Volksdeutschen« aus Osteuropa und dem Baltikum. Die Dienststelle ist auch wegen ihrer Nähe zum Ghetto Litzmannstadt bei den jungen Sekretärinnen unbeliebt. Lukasch gelingt es, zurück nach Wien in die Rechtsabteilung des SD versetzt zu werden. Zuletzt ist sie in Italien stationiert, wo sie in Gardone Riviera für den »Höchsten SS- und Polizeiführer« Karl Wolff bzw. in Mailand für SS-Standartenführer Walther Rauff arbeitet. Letzterer gilt als Initiator der mobilen »Gaswägen«, wie sie etwa in den Vernichtungslagern Chełmno, Maly Trostinec und Riga zum Einsatz kommen.
Emilie Lukasch, die aufgrund ihrer Jahre auf Jersey Englisch spricht, heuert 1946 bei der amerikanischen Militärbehörde in Salzburg an. Dort lernt sie ihren späteren Mann, Joseph L. Finnegan, kennen, der im Rang eines Technical Sergeant in Europa stationiert ist. Sie folgt ihrem Bräutigam 1947 in die USA, um kurz darauf zu heiraten. Das Paar wohnt vorerst bei den Schwiegereltern in einem Vorort von Boston. Ihr Mann kehrt in seinen bürgerlichen Beruf als Verkäufer bei einem großen Herrenausstatter zurück; Emilie arbeitet in einem Lebensmittelgeschäft. Nach drei Jahren erwirbt sie die amerikanische Staatsbürgerschaft.
Das Paar hat drei Kinder und lässt sich schließlich in einem Küstenstädtchen am Cape Cod nieder. 2002 berichtet Emilie Finnegan in der Dokumentation »I Met Adolf Eichmann« über ihren Dienst in der Zentralstelle für jüdische Auswanderung.
Emilie Lukasch stammt aus Oberösterreich.[2] Ihr Vater arbeitet als Buchhalter in Schwertberg, später in Wels; der Großvater ist langdienender Beamter in der dortigen Stadtverwaltung.[3] Nach der Pflichtschule besucht Emilie Lukasch eine zweijährige Handelsschule; ihre Freizeit verbringt sie als Sportschwimmerin.[4] 1936 folgt ein fast zweijähriger Aufenthalt auf der Insel Jersey. Emilie und ihre zwei älteren Schwestern arbeiten dort bei einer britischen Familie im Haushalt, ehe sie im Sommer 1938 nach Wels zurückkehren.[5]
Ein Freund, der bei der SS ist, vermittelt Emilie Lukasch ihre erste Stelle als Stenotypistin in der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien.[6] Sie mietet ein Zimmer auf der Wieden, in Gehdistanz zu ihrem Arbeitsplatz. Die junge Berufseinsteigerin, die ihre Maschinschreibkenntnisse in Abendkursen verbessert, fasst bald Fuß. 1939 wechselt sie in die Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Prag; danach kommt sie nach Berlin an das RSHA.[7] Dort wird sie als Schreibkraft für Adolf Eichmann eingeteilt, den sie noch Jahre später als angenehmen, nahbaren Chef beschreiben wird.
1942 muss Emilie Lukasch aus gesundheitlichen Gründen freigestellt werden.[8] Nach längerem Krankenstand wird sie nach Łódź in die Umwandererzentralstelle, genannt UWZ, entsendet.[9] Von hier aus koordiniert der SD die Umsiedlung von „Volksdeutschen“ aus Osteuropa und dem Baltikum. Die Dienststelle ist auch wegen ihrer Nähe zum Ghetto Litzmannstadt bei den jungen Sekretärinnen unbeliebt. Lukasch gelingt es, zurück nach Wien in die Rechtsabteilung des SD versetzt zu werden. Zuletzt ist sie in Italien stationiert, wo sie in Gardone Riviera für den Höchsten SS- und Polizeiführer Karl Wolff bzw. in Mailand für SS-Standartenführer Walther Rauff arbeitet.[10] Letzterer gilt als Initiator der mobilen „Gaswägen“, wie sie etwa in den Vernichtungslagern Chełmno, Maly Trostinec und Riga zum Einsatz kommen.[11]
Emilie Lukasch, die aufgrund ihrer Jahre auf Jersey Englisch spricht, heuert 1946 bei der amerikanischen Militärbehörde in Salzburg an. Dort lernt sie ihren späteren Mann Joseph L. Finnegan kennen, der im Rang eines Technical Sergeant in Europa stationiert ist.[12] Sie folgt ihrem Bräutigam Mitte 1947 in die USA,[13] um kurz darauf zu heiraten.[14] Das Paar wohnt vorerst bei den Schwiegereltern in einem Vorort von Boston. Ihr Mann kehrt in seinen bürgerlichen Beruf als Verkäufer bei einem großen Herrenausstatter zurück; Emilie arbeitet in einem Lebensmittelgeschäft.[15] Nach drei Jahren erwirbt sie die amerikanische Staatsbürgerschaft.[16]
Das Paar hat drei Kinder und lässt sich schließlich in einem Küstenstädtchen am Cape Cod nieder. 2002 berichtet Emilie Finnegan in der Dokumentation „I Met Adolf Eichmann“ über ihren Dienst in der Zentralstelle für jüdische Auswanderung.[17]
[1] Massachusetts National Cemetery, Grab 6, 279.
[2] Pfarre r. k. Weisskirchen an der Traun, Taufbuch, Bd. 106/1920, fol. 62. Eltern: Josef Lukasch, Katharina geb. Albrecht.
[3] Vgl. Linzer Volksblatt, 4.4.1914, 4; 12.5.1914, 4.
[4] Vereins-Schwimmfest des Welser Sportklub, Welser Zeitung, 6.9.1935, 14.
[5] Interview Emilie Finnegan, Transkript Peter Kessler.
[6] Ebd.
[7] WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 2729/63, Teil 1, Bd. 1, Bogen 1; Ebd., Teil 10, Beilagen, Boßhammer Teil A.
[8] WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 8953/66, Teil 1, Bd. I, fol. 165–195. Zeugenvernehmung Rudolf Jänisch, 10.1.1966.
[9] Interview Emilie Finnegan, Transkript Peter Kessler.
[10] LAB, B Rep. 057-01, Nr. 3866. Vernehmungsniederschrift Emilie Hermine Finnegan, 24.10.1968.
[11] Mathias Beer, Die Entwicklung der Gaswagen beim Mord an den Juden, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Jg. 35, Heft 3 (1987), 403–417.
[12] Joseph Leo Finnigan, geb. 25.3.1917, verst. 27.3.1986, South Yarmouth, Mass. WWII Army Enlistment Records. www.fold3.com (abgerufen 21.3.2023).
[13] New York, Arriving Passenger and Crew Lists. www.ancestry.com (abgerufen 21.3.2023).
[14] Massachusetts, Marriage Index, 1901–1955. www.ancestry.com (abgerufen 21.3.2023).
[15] 1950 US Federal Census. www.ancestry.com (abgerufen 21.3.2023).
[16] US Naturalizations Records Indexes, 1794–1995. www.ancestry.com (abgerufen 21.3.2023).
[17] Clara Glynn (R) I Met Adolf Eichmann (BBC 2002) Courtesy Peter Kessler.