Täter & Täterinnen
Biografien

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Portrait Brückler Ernst © BArch Berlin / R 58/11264
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Brückler Ernst - Ganzkörperaufnahme in Uniform © BArch Berlin / R 9361-III/22508
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Brueckler-Ernst  © BArch Berlin / R 9361-III/22508
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Ernst Brückler

SS-Oberscharführer

geb. Pinezich, 16. November 1912, Wien
verst. per 31. Dezember 1944 (laut Todeserklärung)


Ernst Brückler wird in Wien-Hetzendorf in ärmlichste Verhältnisse geboren. Seine Eltern – die Mutter Büglerin, der Vater Schuhmacher und Militärinvalide – sind nicht verheiratet. Als Kleinkind kommt er zu den Großeltern nahe Ödenburg/Sopron und besucht dort die ersten Volksschulklassen. In Wien absolviert Brückler, der damals noch Pinezich heißt, die Bürgerschule und danach eine Möbeltischlerlehre, die er 1931 mit der Gesellenprüfung abschließt. Seine Stelle im ehemaligen Lehrbetrieb verliert er aufgrund des allgemeinen Arbeitsmangels.

 

1932 heiraten Brücklers Eltern, wodurch der gerade noch Minderjährige den Namen und die österreichische Staatsbürgerschaft des Vaters erhält. Kurz darauf tritt Brückler in die SS und NSDAP ein. Nach deren Verbot setzt sich Brückler 1933 über Passau nach Deutschland ab, wo er sich der Österreichischen Legion anschließt. Zu den Stationen seiner militärischen und ideologischen Ausbildung gehören das SS-Hilfswerklager Dachau, der Fliegerhorst Lechfeld, die SS-Wachtruppe Brandenburg in Oranienburg und das SS-Lager Ranis in Thüringen. Danach ist Brückler als SS-Wachmann am Flugplatz Bremerhaven eingesetzt. Dort lernt er 1937 seine spätere Frau Elfriede Specht kennen. Sie ist Tochter eines Polizeiobermeisters und NSDAP-Gruppenleiters und arbeitet als Stenotypistin am Bremischen Amt. Nachdem sie schwanger wird, wird rasch geheiratet.

 

Brückler kehrt infolge des »Anschlusses« nach Wien zurück. Er kommt vorerst als SS-Wache bei der Vermögensverkehrsstelle unter, jener NS-Behörde, die mit der »Arisierung« jüdischen Privatvermögens beauftragt ist. Auch sonst fasst Brückler schnell Fuß: Mit Frau und Kind bezieht er eine Gemeindewohnung im heutigen George-Washington-Hof im 10. Bezirk. Das jüdische Ehepaar, das hier wohnt, wird gekündigt.

 

Im August 1939 wechselt Brückler in die Zentralstelle für jüdische Auswanderung. Auch hier ist er vorerst im Wachdienst eingesetzt, kann aber in die Abteilung »Befristete Aufenthalte« aufsteigen. Zeitweise arbeitet er in der Gestapo-Abteilung bzw. der Bemessungsabteilung. Im September 1939 wird Brückler vorübergehend an die Zentralstelle in Prag entsendet. Im Oktober, nach dem deutschen Überfall auf Polen, nimmt er an den ersten Deportationen nach Nisko am San teil. In Wien gehört Brückler ab 1941 der Leitung des Sammellagers in der Kleinen Sperlgasse an. Dort bewährt sich der stämmige SS-Mann als brutaler Schläger. Zu seinen späteren Einsatzorten zählen die Slowakei, Griechenland und Frankreich.

 

Wie seine Kollegen, bereichert sich Brückler am persönlichen Besitz seiner Opfer, wobei ihm sein politischer Leumund zugutekommt. Über Intervention der Gestapo bekommt Brückler 1942 den Zuschlag für eine »arisierte« Hochparterre-Wohnung mit Garten in Wien-Penzing. Der Hausherr kommt 81-jährig in Theresienstadt ums Leben. Dessen Verwandte lässt Brückler 1942 kurzerhand entfernen. Die Möblierung requiriert er aus der Innenstadt-Wohnung eines ebenfalls nach Theresienstadt deportierten Wiener Rechtsanwalts.

 

Brücklers Ehefrau meldet sich 1945 mit den drei Kindern nach Deutschland ab. Brücklers eigener Verbleib zu Kriegsende bleibt unbekannt. 1950 erfolgt die offizielle Todeserklärung durch das Amtsgericht Bremerhaven. 1951 werden zwar Ermittlungen gegen Brückler wegen »Arisierung« sowie Misshandlung unter Ausnützung seiner dienstlichen Gewalt eingeleitet. Das Verfahren wird jedoch 1955 eingestellt, ebenso wie ein 1980 eröffnetes Verfahren gegen Brückler und Konsorten wegen Beteiligung an Gewaltverbrechen und Deportationen aus dem ehemaligen Protektorat Böhmen und Mähren.

Ernst Brückler wird in Wien-Hetzendorf in ärmlichste Verhältnisse geboren.[1] Seine Eltern – die Mutter Büglerin, der Vater Schuhmacher und Militärinvalide – sind nicht verheiratet. Als Kleinkind kommt er zu den Großeltern nahe Ödenburg/Sopron und besucht dort die ersten Volksschulklassen. In Wien absolviert Brückler, der damals noch Pinezich heißt, die Bürgerschule und danach eine Möbeltischlerlehre, die er 1931 mit der Gesellenprüfung abschließt. Seine Stelle im ehemaligen Lehrbetrieb verliert er aufgrund des allgemeinen Arbeitsmangels.[2]


Mitte 1932 heiraten Brücklers Eltern,[3] wodurch der gerade noch minderjährige Ernst und sein jüngerer Bruder[4] den Namen und die österreichische Staatsbürgerschaft des Vaters erhalten. Kurz darauf tritt Brückler in die SS und NSDAP ein.[5] Nach deren Verbot setzt sich Brückler 1933 über Passau nach Deutschland ab, wo er sich der Österreichischen Legion anschließt. Zu den Stationen seiner militärischen und ideologischen Ausbildung gehören das SS-Hilfswerklager Dachau, der Fliegerhorst Lechfeld, die SS-Wachtruppe Brandenburg in Oranienburg und das SS-Lager Ranis in Thüringen.[6] Während seines Dienstes in der nahe gelegenen Ortschaft Mihla, wo die SS ein Lager für österreichische Legionäre betreibt, fasst Brückler nach Zusammenstößen mit der örtlichen Bevölkerung eine zweimonatige Haftstrafe aus.[7] Danach ist er als SS-Wachmann am Flugplatz Bremerhaven eingesetzt. Dort lernt er 1937 seine spätere Frau Elfriede Specht[8] kennen. Sie ist die Tochter eines Polizeiobermeisters und NSDAP-Gruppenleiters[9] und arbeitet als Stenotypistin im Bremischen Amt.[10] Nachdem sie schwanger wird, wird rasch geheiratet.


Brückler kehrt infolge des „Anschlusses“ nach Wien zurück. Er kommt vorerst als SS-Wache bei der Vermögensverkehrsstelle unter, jener NS-Behörde, die mit der „Arisierung“ jüdischen Privatvermögens beauftragt ist. Auch sonst fasst Brückler schnell Fuß: Mit Frau und Kind bezieht er eine Gemeindewohnung im Fliederhof (heute: George-Washington-Hof) in Wien, 10., Favoriten. Das jüdische Ehepaar, das hier wohnt, wird gekündigt.[11]


Im August 1939 wechselt Brückler in die Zentralstelle für jüdische Auswanderung.[12] Auch hier ist er vorerst im Wachdienst eingesetzt, kann aber in die Abteilung „Befristete Aufenthalte“ aufsteigen. Zeitweise arbeitet er in der Gestapo-Abteilung bzw. der Bemessungsabteilung.[13] Im September 1939 wird Brückler vorübergehend an die Zentralstelle in Prag entsendet.[14] Im Oktober, nach dem deutschen Überfall auf Polen, nimmt er an den ersten Deportationen nach Nisko am San teil. Er wird im dortigen Lager Zarzecze als Lagerwache eingesetzt. In einer Arbeitsbeurteilung heißt es, Brückler versehe seinen Dienst „peinlichst genau“.[15] In Wien gehört Brückler ab 1941 der Leitung des Sammellagers in der Kleinen Sperlgasse an. Dort bewährt sich der stämmige SS-Mann als brutaler Schläger. Zu seinen späteren Einsatzorten zählen die Slowakei, Griechenland und Frankreich.[16]


Wie seine Kollegen bereichert sich Brückler am persönlichen Besitz seiner Opfer, wobei ihm sein politischer Leumund zugutekommt.[17] Über Intervention der Gestapo[18] bekommt Brückler 1942, nach der Geburt des dritten Kindes, den Zuschlag für eine „arisierte“ Hochparterre-Wohnung mit Garten in Wien, 14., Penzing.[19] Der Hausherr kommt 81-jährig in Theresienstadt ums Leben.[20] Dessen Verwandte lässt Brückler 1942 kurzerhand entfernen.[21] Die Möblierung requiriert er aus der Innenstadt-Wohnung eines ebenfalls nach Theresienstadt deportierten Wiener Rechtsanwalts.[22]


Brücklers Ehefrau, die das letzte Kriegsjahr im Waldviertel verbringt, meldet sich 1945 mit den drei Kindern nach Deutschland ab.[23] Brücklers eigener Verbleib zu Kriegsende bleibt unbekannt. 1950 erfolgt die offizielle Todeserklärung durch das Amtsgericht Bremerhaven. 1951 werden zwar Ermittlungen gegen Brückler wegen „Arisierung“ sowie Misshandlung unter Ausnützung seiner dienstlichen Gewalt eingeleitet. Das Verfahren wird jedoch 1955 eingestellt,[24] ebenso wie ein 1980 eröffnetes Verfahren gegen Brückler und weitere Täter wegen Beteiligung an Gewaltverbrechen und Deportationen aus dem ehemaligen Protektorat Böhmen und Mähren.[25]

[1] Pfarre r. k. Hetzendorf, Taufbuch, Bd. 7, fol. 229. Eltern: Alois Brückler, Juliane geb. Pinezich.

[2] BArch Berlin, RSHA, Sign. R 58/11264, fol. 113. Lebenslauf; BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen SS und SA, Sign. R 9361-III/22508. Lebenslauf.

[3] Pfarre r. k. Hetzendorf, Trauungsbuch, Bd. 6, fol. 110.

[4] Pfarre r. k. Hetzendorf, Taufbuch, Bd. 7, fol. 267. Eine jüngere Schwester, geb. und verst. 1918.

[5] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen NSDAP, Parteikorrespondenz, Sign. R 9361-II/120.646.

[6] BArch Berlin, RSHA, Sign. R 58/11264, fol. 113. Lebenslauf.

[7] BArch Berlin, Reichsjustizministerium, Sign. R 3001/101781.

[8] Elfriede Brückler, geb. Specht, 11.11.1912, Bremerhaven.

[9] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen SS und SA, Sign. R 9361-III/22508. Johann Specht an Rasse- und Siedlungs-Hauptamt, 5.11.1937.

[10] Ebd. Lebenslauf.

[11] Maximilian Spitz, geb. 18.4.1893, Przemysl, dept. 24.9.1942, KZ Theresienstadt, 28.9.1944, KZ Auschwitz; Petel (Pepi) Spitz, geb. Oransz, 10.11.1897, Krakowiec, dept. 24.9.1942, KZ Theresienstadt, 6.10.1944, KZ Auschwitz. DÖW, Opferdatenbank. Herbert Exenberger/Johann Koß/Brigitte Ungar-Klein, Kündigungsgrund „NichtArier“, Wien 1996, 68–70, 306, 307.

[12] Siehe: Markus Brosch, Täter – die Mitarbeiter der Wiener „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“, in: Dieter J. Hecht/Michaela Raggam-Blesch/ Heidemarie Uhl (Hg.) Letzte Orte: Die Wiener Sammellager und die Deportationen 1941/42 , Wien 2019, 137–149.

[13]  WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 3967/61, Bd. 1, fol. 29. Niederschrift Gertraud Plattensteiner, 25.10.1946.

[14] WStLA, Historische Meldedaten.

[15] BArch Berlin, RSHA, Sign. R 58/11264, fol. 117. Beurteilung, 12.7.1940.

[16] Siehe: Hans Safrian, Eichmann und seine Gehilfen, Frankfurt am Main 1995.

[17] WStLA, Gauakten, Zl. 105.640. Politische Beurteilung, 9.9.1942.

[18] ÖStA, AdR, FLD, Zl. 15102. Eduard Spalek an OFP Wien-Niederdonau, 15.6.1944.

[19] Adresse: Wien 14., Lautensackgasse 37. Grundbuch, KG Ober-Baumgarten, EZ 319.

[20] Ing. Ignaz Fein, geb. 14.5.1861, Boskovice, dept. 22.7.1942, verst. 13.8.1942, KZ Theresienstadt. DÖW, Opferdatenbank.

[21] Emil Schubert, Kunstgewerbler, geb. 4.6.1893, best. 23.12.1970, Wien; dessen Frau Hedwig Schubert, Fotografin, geb. Fein, 17.12.1899, Sloup, best. 24.11.1970, Wien.

[22] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 509/55, fol. 3. Feststellung, 27.2.1951. Ebd., fol. 9–10. Polizeidirektion Wien, Meldung, 6.9.1950. Die Möbel stammen von RA Dr. Lucian Dauber.

[23]  Ebd., fol. 9–10, Polizeidirektion Wien, Meldung, 6.9.1950; LGfSS, LG Wien, Zl. 22d Vr 1812/80, Bd. 1, fol. 5. Bericht, 15.3.1979.

[24] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 509/55, fol. 49. Widerruf.

[25]  LGfSS, LG Wien 22d Vr 1812/80.