geb. 6. November 1909, Wien
verst. zu Kriegsende 1945 (vermutlich durch Suizid)[1]
Karl Hrosinek wächst im 10. Bezirk auf. Beide Eltern stammen ursprünglich aus Mähren. Sein Vater ist Straßenbahner. Politisch steht die Familie der Christlichsozialen Partei nahe. Karl ist das jüngste von den sechs Kindern, wobei zwei seiner Geschwister im Kleinkindalter sterben. Während die älteren Brüder Handwerksberufe erlernen, absolviert Karl nach der Bürgerschule eine dreijährige Fachausbildung zum kaufmännischen Angestellten. Er arbeitet 1926 bis 1931 bei einem Erzeuger von Industriechemikalien, 1932 bis 1933 bei einer Spedition, 1933 bis 1936 bei einer Maschinenfabrik und schließlich 1937 bei einem Chemikalienproduzenten. Nach dem »Anschluss« führt Hrosinek im Auftrag der NS-Vermögensverkehrsstelle die Liquidation dieses Betriebs durch.
Hrosinek tritt 1938 in die NSDAP ein. 1939 wird er in die Zentralstelle für jüdische Einwanderung und somit in den SD und die SS aufgenommen. Hrosinek ist hier für die Hausverwaltung verantwortlich. Im Jänner 1940 erfolgt seine Versetzung in das RSHA in Berlin.
Hrosinek wählt den 20. April 1940, Hitlers Geburtstag, um sich zu verheiraten. Seine Braut Karoline Glier ist Tochter eines Polizisten und stammt ebenfalls aus dem 10. Bezirk. Sie ist von Beruf Friseurin. Das junge Paar ist vorerst bei Hrosineks verwitweter Mutter, später bei der Familie seiner Frau in einer Gemeindewohnung in der Laxenburger Straße gemeldet. Hrosinek wird in der Ortsgruppe mit der Kassenleitung betraut, jedoch wegen seiner Abkommandierung nach Berlin beurlaubt.
Während seines Einsatzes am RSHA wohnt Hrosinek in der Dienststelle in der Kürfürstenstraße 116. In seinen Tätigkeitsbereich fallen die Gehalts- und Reisekostenabrechnung sowie die Material- und Inventarverwaltung. Hrosinek gilt als absoluter Überzeugungstäter, der die in der Dienststelle zwangsverpflichteten jüdischen Arbeiter hemmungslos demütigt und verprügelt.
Knapp vor Weihnachten 1944 verbringt er einige Tage bei seiner hochschwangeren Frau in Wien. Bald danach wird eine Tochter geboren. Im März 1945 schickt Hrosinek eine vermutlich letzte Nachricht aus Berlin.
Hrosinek wird 1960 auf Antrag seiner Witwe für tot erklärt, wobei das Gericht den 31. März 1945 als Todesdatum annimmt. Den Zeugenaussagen ehemaliger Kolleg:innen zufolge stirbt Hrosinek nicht durch Kriegseinwirkung, sondern angesichts der deutschen Niederlage durch Suizid. Mit ihm in den Tod geht seine Sekretärin Theresia Beck, die ebenfalls ein Kind von ihm erwartet.
Karl Hrosinek wächst in Wien, 10., Favoriten auf.[2] Beide Eltern stammen ursprünglich aus Mähren. Sein Vater ist Straßenbahner. Politisch steht die Familie der Christlichsozialen Partei nahe.[3] Karl ist das jüngste der sechs Kinder, wobei zwei seiner Geschwister im Kleinkindalter sterben.[4] Während die älteren Brüder Handwerksberufe erlernen, absolviert Karl nach der Bürgerschule eine dreijährige Fachausbildung zum kaufmännischen Angestellten.[5] Er arbeitet 1926 bis 1931 bei einem Erzeuger von Industriechemikalien, 1932 bis 1933 bei einer Spedition, 1933 bis 1936 bei einer Maschinenfabrik und schließlich 1937 bei einem Chemikalienproduzenten.[6] Nach dem „Anschluss“ führt Hrosinek im Auftrag der NS-Vermögensverkehrsstelle die Liquidation dieses Betriebs durch.[7]
Hrosinek tritt 1938 in die NSDAP ein.[8] 1939 wird er in die Zentralstelle für jüdische Auswanderung und somit in den SD und die SS aufgenommen.[9] Hrosinek ist hier für die Hausverwaltung verantwortlich.[10] Im Jänner 1940 erfolgt seine Versetzung in das RSHA in Berlin.[11]
Hrosinek wählt den 20. April 1940, Hitlers Geburtstag, um sich zu verheiraten.[12] Seine Braut Karoline Glier[13] ist Tochter eines Polizisten und stammt ebenfalls aus Favoriten.[14] Sie ist von Beruf Friseurin.[15] Unmittelbar vor der Verehelichung ändert man die Schreibweise des Nachnamens von Hrozinek auf Hrosinek.[16] Das junge Paar ist vorerst bei Hrosineks verwitweter Mutter, später bei der Familie seiner Frau in einer Gemeindewohnung in der Laxenburger Straße gemeldet. Hrosinek wird in der Ortsgruppe mit der Kassenleitung betraut, jedoch wegen seiner Abkommandierung nach Berlin beurlaubt.[17]
Während seines Einsatzes am RSHA wohnt Hrosinek in der Dienststelle in der Kürfürstenstraße 116. In seinen Tätigkeitsbereich fallen die Gehalts- und Reisekostenabrechnung sowie die Material- und Inventarverwaltung.[18] Hrosinek gilt als absoluter Überzeugungstäter, der die in der Dienststelle zwangsverpflichteten jüdischen Arbeiter hemmungslos demütigt und verprügelt.[19] Sein Einsatz als leitender Beamter wird 1944 mit dem Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern belohnt.[20]
Knapp vor Weihnachten 1944 verbringt Hrosinek einige Tage bei seiner hochschwangeren Frau in Wien. Bald danach wird eine Tochter geboren. Im März 1945 schickt Hrosinek eine vermutlich letzte Nachricht aus Berlin.[21]
[1] Zu den genauen Todesumständen gibt es divergierende Angaben, s. u.
[2] Pfarre r. k. St. Anton, Taufbuch, Bd. 18, fol. 816. Eltern: Franz Hrozinek, Josefa geb. Felgenhauer.
[3] Der Vater engagiert sich auf Bezirksebene, s. Die christlichsozialen Wahlwerber für den Gemeinderat und die Bezirksvertretungen in Wien, Reichspost, 13.10.1923, 3.
[4] Siehe Matriken der Pfarren r. k. St. Anton von Padua und St. Johann Evangelist.
[5] BArch Berlin, R 9361-III, Zl. 526.220.
[6] Firma Rudolf Berg, Wien 4., Pressgasse 28. Erzeugerin von Kühlflüssigkeit für die Kälteindustrie; Österreichischer Alleinvertrieb der Reinhartinwerke AG, Leipzig.
[7] LAB, B Rep. 057-01, Nr. 1499. Lebenslauf.
[8] BArch Berlin, NSDAP-Gaukartei.
[9] LAB, B Rep. 057-01, Nr. 1499. R. u. S.-Fragebogen.
[10] WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 3967/61, Bd. 2, fol. 197 [Vernehmung Alfred Slawik].
[11] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen SS und SA, Sign. R 9361-III, Zl. 82259, fol. 703. Lebenslauf.
[12] Standesamt Wien-Favoriten, Familienbuch, Zl. 398/40.
[13] Karoline geb. Glier, 28.2.1913, Wien, verst. 16.10.1973, Wien; verh. (1) Hrosinek, 1940, (2) Vobornik, 1960.
[14] Pfarre r. k. St. Johann Evangelist, Taufbuch, Bd. 59, fol. 57. Eltern: Karl Glier, Theresia geb. Ebenhöh.
[15] Wiener Zeitung, 25.7.1947, 5. Aufgebote, lfd. Nr. 7 (Zl. 47 T 810/47).
[16] Staatliche Verwaltung des Reichsgau Wien, Zl. I/7/37226/39, 26.3.1940.
[17] WStLA, Gauakten, Kartei.
[18] WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 2729/63, Teil 1, Bd. 1, Bogen 1, fol. 55j–55l. Vernehmung Franz Novak, 21.3.1961; ebd., Teil 1, Bd. 1, Bogen 4, fol. 221–233. Eidesstaatliche Erklärung Dieter Wisliceny. LAB, B Rep. 057-01, Nr. 1499, unfol. Verfügung.
[19] WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 2729/63, Teil 7, Bd. 17, fol. 581–603. Vernehmung Elisabeth Marks, 8.9.1966.
[20] BArch Berlin, Personalakte, R 9361-III/526220.
[21] WStLA, LGfZRS, Todeserklärung, Zl. 48 T 48-201/60. Protokoll, 19.5.1960.
[22] Ebd. Beschluss, 31.8.1960.
[23] WStLA, LGfSS, A11, Vr-Strafakten, Zl. 2729/63, Teil 7, Bd. 17, fol. 51–52. Vermerk, 4.1.1967.