Täter & Täterinnen
Biografien

Täter & Täterinnen
Biografien

Frau mit nackenlangen blonden Locken, dunklem Hemd und gepunkteter Krawatte. Blick zur Kamera. © Deutsches Bundesarchiv
Leopoldine Bögner © Deutsches Bundesarchiv

Leopoldine Bögner


geb. Ruckenbauer, 3. Mai 1909,Wien
verst. 20. September 1999, Frastanz


Leopoldine, genannt Poldi, Ruckenbauer wird unehelich geboren. Ihre Mutter, die aus einer bekannten Grinzinger Weinhauerfamilie stammt, ist von ihrem ersten Mann geschieden und bestreitet ihren Lebensunterhalt als Kassiererin. Poldis leiblicher Vater, von Beruf Kutscher, bekennt sich zu seinem Kind; zu einer Heirat der Eltern kommt es jedoch nicht.

 

Poldi Ruckenbauer, die im 9. Bezirk aufwächst, absolviert nach der Bürgerschule eine Lehre als Damenschneiderin. Sie tritt 1932 in die NSDAP, Ortsgruppe Alsergrund, ein. Während der Verbotszeit verwahrt sie in der Wohnung Propagandamaterial und Sprengstoff. 1934 führt dies zur Verhaftung, gemeinsam mit ihrem langjährigen Verlobten Viktor Zeischka, einem Polizeibeamten, der sich als hochrangiger SS-Offizier illegal im Nachrichtendienst betätigt. Nach abgesessener Haftstrafe in Wöllersdorf setzt sich Zeischka zur Österreichischen Legion nach Deutschland ab. Ruckenbauer folgt ihm Mitte 1937 nach. Sie arbeitet im NS-Flüchtlingshilfswerk in Furth und später in München, angeblich als Lohnverrechnerin. In ihrer Freizeit führt die junge Frau eine Jugendgruppe.

 

Ruckenbauer und Zeischka kehren Mitte 1938 nach Wien zurück. Zeischka wird als Kriminalkommissar in der Wiener Dienststelle des RSHA im Auslandsnachrichtendienst eingesetzt; sein Arbeitsplatz befindet sich im enteigneten Palais von Alphonse Rothschild in Wien 4., Theresianumgasse 16–18. Gleich nebenan tritt Ruckenbauer als Bürokraft bei der Zentralstelle für jüdische Auswanderung ein. Um diese Zeit trennt sich das Paar.

 

Am 13. März 1939, dem ersten Jahrestag des »Anschlusses«, heiratet Leopoldine Ruckenbauer den SS-Offizier Karl Bögner. Der Sohn eines Kriminalbeamten ist ebenfalls ehemaliger Österreichischer Legionär, stammt wie sie aus dem 9. Bezirk und arbeitet in der Theresianumgasse beim SD-Oberabschnitt Donau. Leopoldine Bögner bleibt nach ihrer Verehelichung vorerst in der Zentralstelle tätig. Die ersten Ehejahre wohnt das junge Paar in Wien 19., Grinzinger Allee 11. 1941, nach der Geburt des ersten von zwei Kindern, übersiedelt die Familie in eine »arisierte« Wohnung in der nahe gelegenen Iglaseergasse 67. Es ist anzunehmen, dass Leopoldine Bögner aus dem Berufsleben aussteigt, um sich der Erziehung ihrer Kinder zu widmen.

 

Ihr Ehemann ist im Frühjahr 1943 im KZ Riga stationiert. Zeugen werden später berichten, Karl Bögner habe auf Heimaturlaub damit geprahlt, dort LKW-Transporte mit Jüdinnen und Juden geführt zu haben, die im Wageninneren durch das Einleiten von Auspuffgasen ermordet wurden.

 

Familie Bögner setzt sich zu Kriegsende nach Nauders in Tirol ab, wo Karl Bögner vorerst als Speditionsarbeiter unterkommt. Nach seiner Verurteilung zu zwei Jahren schweren Kerkers sowie dem Verfall seines gesamten Vermögens ist Bögner ab 1949 als Hilfskoch in einem Tiroler Privatbetrieb beschäftigt. Später übersiedelt die Familie nach Vorarlberg. Über den beruflichen Werdegang Leopoldine Bögners ist nichts weiteres bekannt.

Leopoldine, genannt Poldi, Ruckenbauer wird unehelich geboren.[1] Ihre Mutter, die aus einer bekannten Grinzinger Weinhauerfamilie stammt, ist von ihrem ersten Mann geschieden[2] und bestreitet ihren Lebensunterhalt als Kassiererin.[3] Poldis leiblicher Vater, von Beruf Kutscher, bekennt sich zu seinem Kind; zu einer Heirat der Eltern kommt es jedoch nicht.[4]


Poldi Ruckenbauer, die in Wien, 9., Alsergrund aufwächst, absolviert nach der Bürgerschule eine Lehre als Damenschneiderin. Sie tritt 1932 in die NSDAP, Ortsgruppe Alsergrund, ein. Während der Verbotszeit verwahrt sie in der Wohnung Propagandamaterial und Sprengstoff.[5] 1934 führt dies zur Verhaftung, gemeinsam mit ihrem langjährigen Verlobten Viktor Zeischka,[6] einem Polizeibeamten, der sich als hochrangiger SS-Offizier illegal im Nachrichtendienst betätigt. Nach abgesessener Haftstrafe setzt sich Zeischka zur Österreichischen Legion nach Deutschland ab.[7] Ruckenbauer folgt ihm Mitte 1937 nach. Sie arbeitet im NS-Flüchtlingshilfswerk in Furth und später in München, angeblich als Lohnverrechnerin.[8] In ihrer Freizeit führt die junge Frau eine Jugendgruppe.[9]


Ruckenbauer und Zeischka kehren Mitte 1938 nach Wien zurück. Zeischka wird als Kriminalkommissar in der Wiener Dienststelle des RSHA im Auslandsnachrichtendienst eingesetzt;[10] sein Arbeitsplatz befindet sich im enteigneten Palais von Alphonse Rothschild in Wien, 4., Wieden, Theresianumgasse 16–18. Gleich nebenan tritt Ruckenbauer als Bürokraft bei der Zentralstelle für jüdische Auswanderung ein. Um diese Zeit trennt sich das Paar.


Am 13. März 1939, dem ersten Jahrestag des „Anschlusses“,[11] heiratet Leopoldine Ruckenbauer den SS-Offizier Karl Bögner.[12] Der Sohn eines Kriminalbeamten ist ebenfalls ehemaliger Österreichischer Legionär, stammt wie sie aus dem 9. Bezirk und arbeitet in der Theresianumgasse beim SD-Oberabschnitt Donau. Auch Karl Bögners Schwester Helene[13] ist als Telefonistin beim SD beschäftigt.[14]


Leopoldine Bögner bleibt nach ihrer Verehelichung vorerst in der Zentralstelle tätig.[15] Die ersten Ehejahre wohnt das junge Paar in Wien, 19., Grinzinger Allee 11.[16] 1941, nach der Geburt des ersten von zwei Kindern, übersiedelt die Familie in eine „arisierte“ Wohnung in der nahe gelegenen Iglaseergasse 67.[17] Es ist anzunehmen, dass Leopoldine Bögner aus dem Berufsleben aussteigt, um sich der Erziehung ihrer Kinder zu widmen.


Ihr Ehemann ist im Frühjahr 1943 im KZ Riga stationiert.[18] Zeugen werden später berichten, Karl Bögner habe auf Heimaturlaub damit geprahlt, dort LKW-Transporte mit Jüdinnen und Juden geführt zu haben, die im Wageninneren durch das Einleiten von Auspuffgasen ermordet wurden.[19]


Familie Bögner setzt sich zu Kriegsende nach Nauders in Tirol ab, wo Karl Bögner vorerst als Speditionsarbeiter unterkommt. Nach seiner Verurteilung zu zwei Jahren schweren Kerkers sowie dem Verfall seines gesamten Vermögens ist Bögner ab 1949 als Hilfskoch in einem Tiroler Privatbetrieb beschäftigt.[20] Später übersiedelt die Familie nach Vorarlberg. Über den beruflichen Werdegang Leopoldine Bögners ist nichts weiteres bekannt.

[1] Pfarre r. k. Döbling, Taufbuch, Bd. 24, fol. 38. Mutter: Marie Ruckenbauer.

[2] Erinnerungen, Wiener Zeitung, 5.3.1905, 30.

[3] Pfarre r. k. Grinzing, Taufbuch, Bd. 5, fol. 149; ebd., Trauungsbuch, Bd. 5, fol. 7.

[4] WStLA, BG Döbling, A5/1, Zl. 1P 126/09. Vater: Leopold Kronberger.

[5] ÖStA, AdR, ZNSZ, Gauakt, Zl. 196.283. Eidesstattliche Erklärung.

[6] Viktor Zeischka, geb. 28.2.1908, Wien

[7] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen SS und SA, Sign. R 9361-III/232229, fol. 2584–2586. Lebenslauf.

[8] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen NSDAP, Sign. R 9361-II/857907.

[9] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen SS und SA, Sign. R 9361-III/232229, fol. 2560–2564. Fragebogen.

[10] LAB, B Rep. 057-01, Nr. 3412. Personenheft.

[11] BArch Berlin, BDC: Personenbezogene Unterlagen SS und SA, Sign. R 9361-III/517821.

[12] Karl Bögner, geb. 11.1.1904, Wien, verst. 15.3.1990, Frastanz.

[13] Helene geb. Bögner, 11.5.1917, Wien, verst. 30.3.1962, Nauders; verh. (1) Koppensteiner, 1941, (2) Nay, 1954.

[14] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 441/48, fol. 79–80. Zeugenvernehmung Gertrude Zimmer, 12.12.1947.

[15] VWI, Eichmann Mappe, unfol. Liste der Personen, die mit Eichmann zusammengearbeitet haben.

[16] Lehmanns Wohnungsanzeiger, 1940.

[17] Lehmanns Wohnungsanzeiger, 1942.

[18] WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr-Strafakten, Zl. 441/48, fol. 19–21. Vernehmung des Beschuldigten, Karl Bögner, 16.7.1947.

[19] Ebd., fol. 23–24. Zeugenvernehmung Maria Duval, 12.7.1947 bzw. 12.1.1948.

[20] ÖStA, AdR, Justiz, PK/2. Rep., Zl. 11070/51. Gnadengesuch